Lasst die Banner hängen

Aufruf zur Mahnwache vor dem Rathaus Walldorf am Dienstag 07.06.2015, 18.00 Uhr


Seit über 50 Jahren wächst der Flugverkehr immer mehr und die Belastung der Menschen im Rhein-Main-Gebiet, besonders auch in Mörfelden-Walldorf mit Lärm und Schadstoffen ist in dieser Zeit enorm gestiegen und die Vernichtung wertvoller und unverzichtbarer ökologischer Waldflächen, offener Landschaften und Erholungsgebiete ging immer weiter.

Die Bürger-innen der Stadt Mörfelden-Walldorf und über lange Jahre auch ihre gewählten Vertreter-innen waren nicht Gegner-innen des Flughafens (viele Menschen aus der Stadt arbeiten dort), sondern waren Mahner-innen – auch stellvertretend für viele Menschen weit über die Region hinaus – gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen durch einen ungebremsten Ausbau. Die Stadt war als Klägerin in fast allen juristischen Auseinandersetzungen Garantin für die Wahrnehmung der rechtlichen und politischen Interessen der Bevölkerung und hat auch in Zeiten der „scheinbaren Ausbauruhe“ die Mahnung, dass Ausbauinteressen nicht gegen den Erhalt der Lebensgrundlagen endgültig obsiegen, aufrecht erhalten.

Die neue Koalition von SPD, Freie Wähler, FDP und die als Wurmfortsatz - aber nicht zum inneren Kreis gehörende – CDU, werden einen Antrag im Stadtparlament verabschieden, in dem die Entfernung von Bannern - mit der Forderung für ein echtes Nachtflugverbot von 22.00 – 6.00 Uhr und ein Ausbaustopp des Flughafens - an zwei städtischen Immobilien und an zwei Straßenrändern durchgesetzt wird.

Wir waren und sind als Mörfelden-Walldorfer stolz auf diese Geschichte des Widerstandes gegen eine Verwertungsmaschinerie des Raubbaus an der Natur und wir sind und waren Vorbereiter-innen für gesellschaftliche Prozesse und politische Entscheidungen in Planungsverfahren, die heute selbstverständlich sind. Diese Haltung, dieses in die Hand nehmen der eigenen Interessen gegen Umsatz, Gewinn und Eigennutz war über lange Jahrzehnte Konsens der Stadtgesellschaft über Parteigrenzen hinweg, in den Vereinen, den Kirchen und vielen weiteren gesellschaftlichen Gruppen.

Natürlich gibt es Menschen in unserer Stadt, die andere Prioritäten setzen. Menschen, denen Profit, Naturerhalt und Schadstoffbelastung egal ist. Es gibt Menschen, die empfinden den nächtlichen und schon gar den tagtäglichen Lärm nicht als störend, sondern als „Motorgeräusch der brummenden Wirtschaft“. Man muss nicht in einer Stadt leben und ihre Geschichte kennen, die Wirkung auf die Region, die man auch stellvertretend wahrnimmt, kann und darf man ignorieren. Ja man darf ein anderes Verhalten auch als „ideologisch“, „eigensinnig“ oder „vorgestrig“ bezeichnen.

Nur: Wie geschichtsvergessen muss die hiesige Sozialdemokratie sein, wenn sie sich dem angeblich so guten Nachbarn „FRAPORT“ - zusammen mit den radikalen Wirtschaftsvertretern der FDP und einer neokonservativen Truppe aus der Banken-, Finanz- und Controllerwelt, explosionsartig gewachsen durch die Wähler der AfD – „an den Hals wirft“, um angeblich die Segnungen des Flughafens nun endlich auch für die Bürger-innen Mörfelden-Walldorfs sicher zu stellen und davon zu „profitieren“!

Wie schnell ist ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Nachtflugverbot wieder geändert? Wie schnell ist ein Planfeststellungsbeschluss hinsichtlich Fluganzahl und Flughafenmanagement geändert? Wie schnell sind An- und Abflugverfahren verlegt und durch neue technische (GBAS!) Einrichtungen „unabwendbar“? Da hilft dann keine Ideologie und kein „vorgestriges“ Verhalten mehr, wenn des Nachts die Vierstrahler über den Hundertmorgenring ziehen, wo doch sonst die lauten Ereignisse schön weit weg im Minutentakt im Süden Mörfeldens stattfinden.

Jetzt auf Kuschelkurs mit der FRAPORT zu gehen ist nicht nur aus lokaler Sicht ein Kurzschluss und kann böse enden, auch das Signal an die Region ist das Aufkündigen der nicht immer einfachen aber notwenigen Solidarität in der Region. Ob die Nauheimer unter dem steigenden Fluglärm der Südumfliegung, die Büttelborner unter dem Flachstartverfahren der Luftverkehrsgesellschaften, die Neu-Isenburger unter dem Swing-over, die Mainzer unter den Anflügen auf die Nordwestlandebahn und die Flörsheimer und Raunheimer unter herabfallenden Dachsteinen durch Wirbelschleppen leiden ist uns eben nicht egal, sondern der unseelige Ruf nach Flughafengewerbeansiedlung und „Kleinststädterei“ um eine paar müde Gewerbesteuereinnahmen zu bekommen, die dann doch oft ausbleiben (Luxleaks usw.) macht das „Teilen und Herrschen“ der Luftfahrtindustrie doch so einfach.

Oder ist es doch gar nicht so kompliziert? Sind es gar nicht die „großen“ wirtschaftlichen Zusammenhänge, die Hubfunktionen, die Umlaufzeiten der Flugzeuge, die weltweiten Warenströme, die nur gesichert werden können, wenn diese Koalition hier die Banner runternimmt und den Kotau vor dem alles bestimmenden „Nachbarn“ macht?
Sind es nicht ganz einfache klitzekleine Karriereüberlegungen einiger Damen und meistens Herren, die in unserem Stadtparlament zwar schon lange sitzen, nun aber nach Ende der der SPD/GRÜNE-Koalition endlich nochmal bei ihrem Arbeitgeber einen schönen Sprung machen oder ein paar Fleißkärtchen erwerben wollen?

Und da ist ein Bürgermeister, der mit Schulterzucken die Stimmen der Mörfelden-Walldorfer-innen mitnimmt zu den neuen Freuden, die ihn hier vor drei Jahren gerade wegen seines bis zur Wahl im März 2016 klarem Nein zum weiteren Ausbau gewählt haben. Er müsste, wenn er sich selbst und sein politisches Mandat ernst nehmen würde, dem Beschluss  wiedersprechen und sich dem Konflikt mit den neuen Partnern und vor allem seiner eigenen Fraktion stellen.

Wir rufen alle Bürger-innen des Rhein-Main-Gebietes, besonders aber die Bürger-innen von Mörfelden-Walldorf auf, zeigt den neuen und alten Lärmunterstützern von SPD, FW, CDU und FDP im Rathaus die rote Karte und macht deutlich, dass Gesundheit und Ruhe nicht verhandelbar sind.

Kommt am Dienstag, den 07.06.2016 um 18.00 Uhr ans Rathaus Walldorf, dort wird es einige Erklärungen zum Stand der Entwicklung geben und da um 18:30 im Rathaussaal die Stadtverordnetensitzung stattfindet, kann den Abgeordneten, die für diesen geplanten Kuschelkurs mit der FRAPORT die Hand heben, auch gleich mit bürgerschaftlichem Engagement die Meinung gesagt werden.
 

 

Website "B90/Die Grünen - Mörfelden-Walldorf" PDF generiert aus - Aufruf zur Mahnwache am Di, 07.06.2016, Stand: 27.5.2016